Crew

Vorbereitung der Crew auf den Törn

Anfänger und Gelegenheitssegler

Girls Crew  courtesy NAVIGARE YACHTING STOCKHOLM

Wenngleich man heute viele Yachten Dank Rollsegel, Leinenführung ins Cockpit der Yacht, elektrischer Schotwinchen und Bugstrahlruder oder gar fast vollautomatischer Yacht-Docking-Systeme auch alleine manövrieren und auch in den Hafen bugsieren kann, was der erfahrene Skipper auch ohne technische Hilfsmittel zustandebringt, ist es gerade für den Urlaubsskipper hilfreich, wenn er sich einiger hilfreicher Hände an Bord bedienen kann.

Dafür hat er also seine Crew.

Diese wiederum ist regelrecht dankbar, wenn sie eine klar beschriebene, und während des Törns möglichst immergleiche Aufgabe hat, die sie mit Inbrunst und Zuverlässigkeit erfüllen kann.

Wenn man keine besonders auf´s Segeln lernen ambitionierte Crew hat, sondern mit Freunden und Familie einen Urlaubstörn absolviert, sollte man auch diesen Trick beherzigen: immer dieselbe Aufgabe an immer derselben Position. Frühestens nach 3-4 Tagen sollte dann - bei Interesse seitens des Crewmitgliedes - eine andere, idealerweise die Nachbarposition eingenommen werden.

Sie werden feststellen, dass die am 1.Tag noch holprigen und von Unsicherheit geprägten Manöver und Rückmeldungen der Crew zunehmend klarer und eindeutiger kommen, und dass die Manöver immer besser klappen - von der Vorbereitung, wo Sie nicht jeden Handgriff erst mühsam erklären müssen, bis zum Anlegedrink, der nach vollbrachter Anlegetat unaufgefordert gereicht wird.

Aktiv Mitsegeln - die Crew einbinden

Rein Schiff gilt für alle Mitsegler

Segeln ist - abgesehen vom Einhandsegeln - eine gruppenorientierte Angelegenheit, bei welcher jedes Crewmitglied seine Aufgabe erhält und nur im Team der ganzen Crew der "Segelerfolg" auch gemeinsam erlebt und genossen werden kann.

Wenngleich die Abläufe an Bord einer Yacht für die "Landratten" zunächst völlig unentwirrbar erscheinen, sind die Meisten doch froh, wenn man ihnen eine Aufgabe erteilt.

Dies kann beim Segeln erfolgen: schon kleine Kinder können eine gut getrimmte Yacht am Wind bei moderater Welle problemlos auf Kurs halten. (nicht Vorwind!)

Radikale Kurswechsel würden erheblichen Kraftaufwand bedeuten.

Richtig getrimmt ist die Yacht am Wind leicht luvgierig und bleibt "schlimmstenfalls" stehen  oder macht eine Patentwende - das schaut dramatisch aus,  wenn - und das Segel schlägt evtl. bis - die Genoa backsteht, führt aber nur dazu, dass das Schiff stehenbleibt.

Außerhalb von Regatten also kein Drama.

Wenn Sie als Skipper in der Nähe bleiben, merken Sie schon am veränderten Wind, dass da was am Ruder optimiert werden muss - und dann heißt es klar, deutlich und laut: "Anluven" oder "Abfallen".

Das sollte natürlich beim Anfänger schon "drin" sein, also ein wenig Zeit gemeinsam am Ruder verbracht, und schon ist  man als Rudergänger zumindest eine Weile einsetzbar.

Ruder gehen macht Spaß

die erste halbe Stunde...

Dann wird es anstrengend, vor allem am Wind bei Welle, man muss sich konzentrieren.

Oder es wird langweilig vor dem Wind.

Letzteres ist gefährlich, weil dann durch unachtsames Ruderlegen oder falsches Austarieren eine Patenthalse den Baum überschlagen lassen kann mit Gefahr für das Material, aber vor allem für Crewmitglieder oder deren Köpfe, wenn die im Weg sind - das kann lebensgefährliche Verletzungen verursachen!

Daher sollte man Anfänger alle halbe Stunde wechseln lassen.

Am Besten, man teilt jeweils 2er-Rudercrews ein.

Einer steuert, einer sitzt dabei und guckt ins Segeln, achtet auf den Kurs, beobachten die Umgebung, um querende andere Schiffe zu sehen und die Vorfahrtsregeln zu beachten.

Nach 30 Min wird gewechselt.

Wachwechsel beim Rudergehen

Wahlweise kann man dann einen Nachrücker bestimmen, der jetzt aufpasst, oder die 2er-Crew bleibt zusammen, bis die 2.halbe Stunde um ist, und die nächste 2er-Crew ans Ruder kommt.

Bei erfahreneren Crewmitgliedern erweitert man das auf 1 - 2 Std, je nach Wetter, Kurs, Etmal usw.

Länger als 2 Stunden sollte man nicht Rudergehen, das laugt aus und auch erfahrene Skipper werden dann durchaus unachtsam, haben Konzentrationsschwächen usw. Bei dieses fällt das nicht so auf, weil man ab einem gewissen Erfahrungsschatz recht intuitiv am Ruder steht, man "fühlt", was als Nächstes zu tun ist, Anluven, Abfallen....

Dennoch werden auf längeren Strecken dann gerne die Autopiloten eingesetzt, vor allem, wenn es bei Flaute stundenlang nur geradeaus geht.

Dann ist besondere Vorsicht geboten, ein verantwortlicher Rudergänger muss auch unter Autopilot die Umgebung und Fahrtrichtung ständig im Auge behalten.


  • haben noch nicht den Überblick
  • sehen nur ihre eigene Aufgabe
  • sind sehr handlungsunsicher, vor allem bei unerwarteten Situationen
  • Aufgabenerfüllung ist Stress pur
  • wollen alles übergenau machen
  • handeln und reagieren wie "an Land"
  • frühzeitig an die Position schicken, nochmal hingehen, ob alles ok ist (Leinen richtig aufgeschossen und/oder belegt?)
  • jeder kümmert sich um SEINE eigene  Aufgabe (und rennt nicht aufgescheucht herum)
  • Kommandos und Rückmeldeweg klar vereinbaren (Handzeichen, Rufen, Funk?)
  • Anweisungen kommen (nur!) vom Skipper und werden nach Ausführung rückgemeldet
  • Kommandos vom Nachbarschiff und Steg unterbinden - es gibt nur EINEN Skipper! Dennoch kann man Hilfe von dort annehmen, aber das gibt der Skipper vor, denn der muss auch wissen, was da gerade gemacht wird.
  • Vorsicht vor falscher "social correctness" - vorher eindeutig klären, dass ein lauter Ton an Bord nicht unbedingt "unhöflich" ist, und das an Bord die Hierarchie sich NICHT nach sonstigen sozialen, gesellschaftlichen oder beruflichen Rankings richten kann und darf!

Seekrankheit

Spricht man mit nautisch unerfahrenen Personen über´s Segeln, kommt als eine der ersten Befürchtungen die "urban legend" von der Seekrankheit auf.


Und fast jeder hat eine Horrorstory über sein ultimatives Segelerlebnis mit Seekrankheit berichten.

Das Phänomen Seekrankheit existiert unbestritten, ist aber mittlerweile medizinisch recht gut erforscht und es gibt auch durchaus belegte Hinweise auf sehr hilfreiche und praktikable Methoden, der Seekrankheit zumindest den grössten Schrecken zu nehmen. 


Verhaltenstricks bei Seekrankheit


Im Prinzip kann JEDER seekrank werden, auch "Seebären" mit zigtausend Seemeilen werden irgendwann "erwischt".


Wer unsicher ist, gar Angst hat, das Schiff könne kentern oder untergehen, hat schon vor dem Ablegen ein flaues Gefühl im Magen und sollte sich vorbereiten:

der Skipper sollte (gerade bei unerfahrenen Mitseglerinnen und Mitseglern sich Zweit nehmen, die physikalischen Zusammenhänge beim Segeln zu erläutern, Stichworte sind physikalische Effekte wie "aufrichtendes Moment" und sowie seglerische Maßnahmen.


Nicht nur, wer befürchtet, seekrank zu werden, sollte vorsorglich histaminhaltiges Essen vermeiden - Tomaten, Rotwein und fette Speisen, etc. und stattdessen besonders Vitamin C-haltige Speisen und Getränke bei einem leichten Frühstück konsumieren!
Frische Orangen, Kiwi, rote(!) Paprika, usw. sind ideal.  


Medikamente gegen Reise-/Seekrankheit


werden als "Hilfe" gepriesen, sind aber eher kontraproduktiv.


Medikamente haben zudem den Nachteil, dass diese zwar dämpfen, dieses Dämpfen aber fortbesteht, wenn die Yacht schon lange fest liegt, man fühlt sich weiter wie in Watte und oft ist die Übelkeit dann nicht vorbei.


Denn ein Seekranker ist zu diesem Moment, wo die Yacht wieder ruhig vor Anker oder am Steg im Hafen liegt, spontan genesen, aber wer Medikamente genommen hat, leidet weiter.


Daher besser Finger weg von Skopolaminpflastern, Tabletten und anderen chemischen Keulen.

Wenn erst einmal jemand seekrank ist, ist es sowieso definitiv zu spät, irgendwelche Medikamente zu nehmen.


Daher sollte man eher versuchen, Ängste abzubauen, und sich vorbereiten.


Wer erste Symptome der Seekrankheit an sich befürchtet oder bemerkt, sollte (schon vor dem Ablegen) sofort handeln.
Symptome können insbesondere Gähnen, flaues Gefühl im Magen und in den Knien, Unsicherheit, Sehstörungen und Müdigkeit sein.


Dann gleich mal einen Eimer bereitstellen,

Lifebelt und Schwimmweste anlegen

und sich einhaken (nie in der Reling!), Küchenrolle, trockene Kekse  und Wasser bereitlegen, damit man im Fall des Erbrechens den Mund ausspülen kann und durch aktives Kauen der Kekse den magen beruhigt, und wenn man sich erneut erbrechen muss, etwas da ist - es ist eine Qual für die Betroffenen zu Würgen, und es kommt außer Magensäure nichts - daher etwas Wasser trinken, Kekse kauen.


Wichtig ist, daß man alles parat hat und nicht erst unten alles zusammensuchen muss (und dann derjenige, der runter muß, womöglich auch gleich seekrank wird...)


Ein Crewmitglied muss vorab bestimmt und abgestellt werden, den oder die Seekranke zu betreuen und keinesfalls alleine zu lassen.

Möglichst sollte der Betroffene dann ans Ruder gehen, die Beschäftigung lenkt ab, außerdem versuchen, das Land anzusehen.
Man sollte auch vermeiden, man unter Deck zu gehen, bzw. WENN an sich hinlegen will, dann im Salon mittschiffs, dort schwankt das Schiff am Wenigsten.

Letzteres ist auch Mitseglern und Crewmitgliedern nebst dem Skipper himself anzuraten - nicht selten ist oben alles gut, und dann geht jemand runter, will irgendetwas holen, und unten gerät der Gleichgewichtssinn mit dem Schwanken der Yacht in Mißklang und dann wird man spontan seekrank, und das geht dann auch oft nicht mehr weg.