Wenngleich man heute viele Yachten Dank Rollsegel, Leinenführung ins Cockpit der Yacht, elektrischer Schotwinchen und Bugstrahlruder oder gar fast vollautomatischer Yacht-Docking-Systeme auch alleine manövrieren und auch in den Hafen bugsieren kann, was der erfahrene Skipper auch ohne technische Hilfsmittel zustandebringt, ist es gerade für den Urlaubsskipper hilfreich, wenn er sich einiger hilfreicher Hände an Bord bedienen kann.
Dafür hat er also seine Crew.
Diese wiederum ist regelrecht dankbar, wenn sie eine klar beschriebene, und während des Törns möglichst immergleiche Aufgabe hat, die sie mit Inbrunst und Zuverlässigkeit erfüllen kann.
Wenn man keine besonders auf´s Segeln lernen ambitionierte Crew hat, sondern mit Freunden und Familie einen Urlaubstörn absolviert, sollte man auch diesen Trick beherzigen: immer dieselbe Aufgabe an immer derselben Position. Frühestens nach 3-4 Tagen sollte dann - bei Interesse seitens des Crewmitgliedes - eine andere, idealerweise die Nachbarposition eingenommen werden.
Sie werden feststellen, dass die am 1.Tag noch holprigen und von Unsicherheit geprägten Manöver und Rückmeldungen der Crew zunehmend klarer und eindeutiger kommen, und dass die Manöver immer besser klappen - von der Vorbereitung, wo Sie nicht jeden Handgriff erst mühsam erklären müssen, bis zum Anlegedrink, der nach vollbrachter Anlegetat unaufgefordert gereicht wird.
Segeln ist - abgesehen vom Einhandsegeln - eine sehr gruppenorientierte Angelegenheit, bei welcher jedes Crewmitglied seine Aufgabe erhält und nur im Team der ganzen Crew der "Segelerfolg" auch gemeinsam erlebt und genossen werden kann.
Wenngleich die Abläufe an Bord einer Yacht für die "Landratten" zunächst völlig unentwirrbar erscheinen, sind die Meisten doch froh, wenn man ihnen eine Aufgabe erteilt.
Dies kann beim Segeln erfolgen: schon kleine Kinder können eine gut getrimmte Yacht am Wind bei moderater Welle problemlos auf Kurs halten. (nicht Vorwind!)
Radikale Kurswechsel würden erheblichen Kraftaufwand bedeuten.
Richtig getrimmt ist die Yacht am Wind leicht luvgierig und bleibt "schlimmstenfalls" stehen oder macht eine Patentwende - das schaut dramatisch aus, wenn - und das Segel schlägt evtl. bis - die Genoa backsteht, führt aber nur dazu, dass das Schiff stehenbleibt.
Außerhalb von Regatten also kein Drama.
Wenn Sie als Skipper in der Nähe bleiben, merken Sie schon am veränderten Wind, dass da was am Ruder optimiert werden muss - und dann heißt es klar, deutlich und laut: "Anluven" oder "Abfallen".
Das sollte natürlich beim Anfänger schon "drin" sein, also ein wenig Zeit gemeinsam am Ruder verbracht, und schon ist man als Rudergänger zumindest eine Weile einsetzbar.
die erste halbe Stunde.
Dann wird es anstrengend, vor allem am Wind bei Welle, man muss sich konzentrieren.
Oder es wird langweilig vor dem Wind.
Letzteres ist gefährlich, weil dann durch unachtsames Ruderlegen oder falsches Austarieren eine Patenthalse den Baum überschlagen lassen kann mit Gefahr für das Material, aber vor allem für Crewmitglieder oder deren Köpfe, wenn die im Weg sind - das kann lebensgefährliche Verletzungen verursachen!
Daher sollte man Anfänger alle halbe Stunde wechseln lassen.
Am Besten, man teilt jeweils 2er-Rudercrews ein.
Einer steuert, einer sitzt dabei und guckt ins Segeln, achtet auf den Kurs, beobachten die Umgebung, um querende andere Schiffe zu sehen und die Vorfahrtsregeln zu beachten.
Nach 30 Min wird gewechselt.
Spricht man mit nautisch unerfahrenen Personen über´s Segeln, kommt als eine der ersten Befürchtungen die "urban legend" von der Seekrankheit auf.
Und fast jeder hat eine Horrorstory über sein ultimatives Segelerlebnis mit Seekrankheit berichten.
Das Phänomen Seekrankheit existiert unbestritten, ist aber mittlerweile medizinisch recht gut erforscht und es gibt auch durchaus belegte Hinweise auf sehr hilfreiche und praktikable Methoden, der Seekrankheit zumindest den grössten Schrecken zu nehmen.
Hier wollen wir kurz die Verhaltenstricks im Fall der Seekrankheit besprechen:
Zu diesem Zeitpunkt ist es definitiv zu spät, irgendwelche Medikamente zu nehmen.
Medikamente haben zudem den Nachteil, dass diese zwar dämpfen, dies aber fortbesteht, wenn die Yacht schon lange fest liegt.
Ein Seekranker ist zu diesem Moment spontan genesen, wer Medikamente genommen hat, leidet weiter. Daher besser Finger weg von Skopolaminpflastern, Tabletten und anderen chemischen Keulen.
Generell kann JEDER seekrank werden, auch "Seebären" mit zigtausend Seemeilen werden irgendwann "erwischt"
Wer erste Symptome der Seekrankheit an sich bemerkt, sollte sofort handeln.
Wahlweise kann man dann einen Nachrücker bestimmen, der jetzt aufpasst, oder die 2er-Crew bleibt zusammen, bis die 2.halbe Stunde um ist, und die nächste 2er-Crew ans Ruder kommt.
Bei erfahreneren Crewmitgliedern erweitert man das auf 1 - 2 Std, je nach Wetter, Kurs, Etmal usw.
Länger als 2 Stunden sollte man nicht Rudergehen, das laugt aus und auch erfahrene Skipper werden dann durchaus unachtsam, haben Konzentrationsschwächen usw. Bei dieses fällt das nicht so auf, weil man ab einem gewissen Erfahrungsschatz recht intuitiv am Ruder steht, man "fühlt", was als Nächstes zu tun ist, Anluven, Abfallen....
Dennoch werden auf längeren Strecken dann gerne die Autopiloten eingesetzt, vor allem, wenn es bei Flaute stundenlang nur geradeaus geht. Dann ist besondere Vorsicht geboten, ein verantwortlicher Rudergänger muss auch unter Autopilot die Umgebung und Fahrtrichtung ständig im Auge behalten.